Der Königsstuhl gehört wohl zu den bekanntesten Wahrzeichen der Insel Rügen. Hier in der Großen Stubbenkammer ist die Kreideküste besonders eindrucksvoll und das Ziel Tausender Touristen.
Der Königsstuhl ist kein richtiger Felsen, wie oft behauptet wird. Beim Ausgangsmaterial Kreide ist das auch schwer vorstellbar. Hier handelt es sich um einen fast freistehenden Küstenvorsprung, der eine Höhe von 118 Metern aufweist. Auf seinem Plateau hat das Nationalpark-Zentrum eine Aussichtsplattform eingerichtet, von der sie einen weitreichenden Blick auf die Ostsee und die Küste der Stubbenkammer haben.
Stubbenkammer ist ein slawischer Begriff und bedeutet in etwa Stufen im Stein. Für die Nutzung der Plattform müssen sie aber ein Ticket des NPZ lösen.
Zum Fuß des Königsstuhls gelangt man über eine in Serpentinen durch die Schlucht geführte Treppe. Auf diesem Stück Weg sieht man schon viel, was den Nationalpark Jasmund ausmacht. Die ursprünglichen Buchenwälder werden ihrer Entwicklung überlassen. Fällt irgendwo ein Baum um, bleibt er liegen und bietet als Totholz vielen Kleintierarten Schutz und Lebensraum. Neben der Treppe schlängelt sich ein kleines Rinnsal zum Ufer hinab, wo es dann in einem beeindruckenden Wasserfall von 2 Metern Höhe in die Ostsee stürzt.
In der weichen Kreide kann man hier auch sehr gut die geometrisch ausgerichteten Feuersteinbänder erkennen. Die Entstehung dieser für die Menschheit so wichtigen Steine ist ja bis heute nicht restlos geklärt. Wer sich ein wenig vom Treppenniedergang entfernt, kann sich auch auf die Suche nach versteinerten Fossilien wie Donnerkeilen und Seeigeln oder Hühnergöttern machen. Bernstein ist hier eher selten.
Eine Strandwanderung ist wohl nur zum nahegelegenen Lohme empfehlenswert. Bis nach Sassnitz ist es am Strand etwas weit und unbequem zu laufen. Außerdem droht ständig die Gefahr von Küstenabbrüchen. Viel besser wandert es sich da auf dem Hochuferweg durch die dichten Buchenwälder der Stubnitz. Dazu muss man aber wieder die Treppe bewältigen und dann links in Richtung Victoria-Sicht auf den Hochuferweg abbiegen.
Wie der Königsstuhl zu seinem Namen kam ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen und Geschichten. Es gibt da z.B. die oft verbreitete Theorie, dass just auf dem Gipfel des Königsstuhls der dänische König Christian IV. eine Seeschlacht beobachtet haben soll. Bei der geringen Wassertiefe um die Halbinsel Jasmund herum halte ich das für eher unwahrscheinlich. Eine weitere Geschichte besagt, dass wenn jemand in Rügen herrschen wollte, er die Außenwand des Königsstuhls erklimmen musste und sich dann oben auf einem Thron aus Steinen als Zeichen seiner erworbenen Königswürde niederlassen durfte. Ein schöner Mythos, auch wenn es dafür keine Beweise gibt. Am wahrscheinlichsten ist wohl die These, dass sich am Königsstuhl ein Hühnengrab befindet, wo ein bedeutender Fürst beigesetzt wurde.