Um den Herthasee im Nordosten der Insel Rügen ranken sich zahlreichen Legenden und Mythen. Dabei ist dieser See auch von der ihn umgebenden Natur und Schönheit ein beliebtes Wanderziel.
Der Herthasee ist fast kreisrund und mißt etwa 150 Meter im Durchmesser. Seine maximale Wassertiefe beträgt 11 Meter, was relativ viel ist bei so einem kleinen Gewässer. Man findet ihn im nordöstlichen Teil des Nationalparks Jasmund auf Rügen, inmitten der Buchenwälder der Stubnitz. Hier kreuzen sich die Wanderwege von Hagen, Lohme und dem Königsstuhl.
An seinem südlichen Ufer zweigt direkt vom Wanderweg ein Steg in den See ab. Hier entstehen die meisten Photos und Panoramen vom Herthasee.
Am Nordostufer des Sees erheben sich die Reste einer ehemaligen Fluchtburg aus dem 9./10. Jahrhundert. Davon stehen leider nur noch Reste des Ringwalles, die von einer extra dafür errichteten Holzplattform eingesehen werden können.
Am einfachsten gelangt man zum Herthasee, indem man dem Wanderweg vom Großparkplatz in Hagen in Richtung Königsstuhl folgt. Eigentlich liegen die Ringwälle in direkter Blickrichtung gegenüber, aber sobald die Bäume vollständig belaubt sind, ist davon nichts zu sehen.
Der Herthasee macht durch seinen torfigen Seegrund und die ihn umgebenden Buchenwäldern immer einen etwas düsteren Eindruck, weshalb er wohl früher auch Schwarzer See genannt wurde. Alternativ taucht noch der Name Borgsee auf. Die Reste der Ringburg am Ufer wurden dementsprechend Borgwall genannt. Es war um die Mitte des 19. Jahrhunderts als die findigen Gastwirte vom Ausflugsrestaurant Königsstuhl nach Möglichkeiten suchten, mehr Gäste an die Kreideküste zu locken. So verfielen sie auf den Kult um die altgermanische Göttin Hertha, über die bereits einige Geschichten im Umlauf waren.
Die Anzahl der Mythen und Legenden erhöhte sich drastisch, als der See zum Heiligtum der Göttin Hertha und die Wallanlage zur Herthaburg erklärt wurden. Doch damit nicht genug. Ein wenige Dutzend Meter entfernt liegender Findling war plötzlich zu einem Opferstein mutiert, an dem blutige Rituale abgehalten wurden. Um das optisch noch zu unterstützen, postierten die Gastwirte einen ausgenuckelten Mühltrog an der Steinbasis und behaupteten, dies sei eine Auffangschale für das Opferblut gewesen. Das 19. Jahrhundert ergötzte sich wohl sehr an solchen Geschichten. Geht man vom Herthasee weiter in Richtung Königsstuhl, kommt man an einem vermodernden Baumstamm vorbei, den weiß Gott was noch in der senkrechten hält. Man wird es kaum glauben, aber das ist natürlich die Herthabuche – der heilige Baum der damaligen Bewohner. Die alte Wallburg war so um das 9. und 10. Jahrhundert bewohnt (zumindest wurden die archäologischen Artefakte auf diesen Zeitraum bestimmt). Als nächstes rechne man sich aus, wie alt Buchen werden können und dann weiß man, was von diesem Brimborium zu halten ist.